Fotografin Anja Micke im Interview mit Pfarrer Constantin Decker (Ev. Kirchengemeinde Bochum) bei der Finissage zur Ausstellung „Demenz – Bedürfnisse, Wünsche und Werte“

30.09.2024

„Demenz ist mehr als nur vergessen“

Diakoniewoche in der Pauluskirche beleuchtete unterschiedliche Dimensionen des Themas. Gottesdienst schloss erfolgreiche Veranstaltungsreihe ab

Mit einem Gottesdienst haben Diakonie Ruhr und Ev. Kirche in Bochum den Abschluss ihrer Diakoniewoche in der Pauluskirche gefeiert. Mit zahlreichen Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen haben sie sich dem Thema Demenz gewidmet. „Wir konnten die unterschiedlichen Dimensionen der Erkrankung und des Umgangs mit ihr deutlich machen“, erklärte Diakoniepfarrer Sven Pernak, Vorstand der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum. „Das Thema betrifft Kirche und Diakonie, wenn sie bei den Menschen sein wollen.“

„Einen Monat lang haben wir uns inspirieren lassen von den eindrucksvollen Bildern von Anja Micke“, sagte Pfarrer Constantin Decker von der Ev. Kirchengemeinde Bochum. „Sie zeigen: Demenz ist mehr als nur vergessen.“ Den ganzen September waren die Aufnahmen in der Pauluskirche zu sehen. Sie zeigen die vielen Gesichter der Erkrankung, aber auch den liebevollen Umgang der Angehörigen, die sich immer wieder neuen Situationen und Aufgaben stellen. Die Fotografin hatte zwei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung besucht und jeweils einen Tag lang begleitet.

„Die künstlerische Annäherung an das Thema kann betroffenen Menschen und ihren Angehörigen den ihnen zustehenden öffentlichen Raum geben“, betonte Carina Gödecke. Die langjährige Bochumer Landtagsabgeordnete, frühere Präsidentin des Landtags NRW und aktuelle Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des Evangelischen Verbunds Augusta Ruhr hatte die Schirmherrschaft über Ausstellung und die Diakoniewoche übernommen.

Bei einem Workshop zum Thema Biografiearbeit erhielten Angehörige und Pflegende hilfreiche Anregungen, wie sich die Identität erkrankter Personen bewahren und die Pflege dadurch erleichtern lässt. Angehörige von Betroffenen und Interessierte tauschten sich bei einem Gesprächsabend zum Thema Demenz aus Sicht der Angehörigen aus, den das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz gestaltete. Dabei ging es um Herausforderungen und Fragestellungen, vor denen Menschen stehen, die eine an Demenz erkrankte Person im häuslichen Umfeld betreuen und pflegen. Anregungen zur Diskussion lieferten unter anderem Ausschnitte aus dem Spielfilm „Eines Tages“.

Einen stimmungsvollen und inspirierenden Abend „in den Händen der Liebe“ erlebten die Zuhörerinnen und Zuhörer bei einem Meditationskonzert in Zusammenarbeit mit der Kammeroper Bochum. Laura Isbert (Violoncello) und Julia Struwe (Klavier und Wort) berührten Herz und Seele mit einer harmonischen Verbindung von Musik, Text und Bildern. Der Musiker, Musikjournalist und Autor Helmut Brasse nahm das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise in die 1960er Jahre. Dabei wurden Erinnerungen an Fernsehsendungen wie Bonanza, Raumschiff Orion oder den Beat Club wach. Bei bekannten Melodien von Drafi Deutscher, den Beatles oder den Bee Gees sangen und klatschten Besucherinnen und Besucher begeistert mit.

Außerdem gab es im September an jedem Freitag ein musikalisches Abendgebet, das sich am anglikanischen „Evensong“ orientiert. Die Andachten wurden von wechselnden Chören aus Bochumer Gemeinden und Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Kirchenkreis gestaltet.

Die Diakoniewoche sollte auch deutlich machen, dass Gemeinde vor Ort und Diakonie gemeinsam Kirche sind. Sie sind dem gemeinsamen Auftrag verbunden und geben die Liebe und Zuwendung Gottes, die sie selbst erleben, an andere weiter. Im „Team für hier“ aus Diakonie Ruhr und Ev. Kirche in Bochum engagieren sich mehr als 10.000 Menschen in Haupt- und Ehrenamt mit großer Leidenschaft für die Menschen in Bochum.