Verantwortungsvolle Aufgabe auf informeller Ebene
Tag der Nachbarschaftshilfe beschäftigt sich mit Chancen und Potenzialen des niedrigschwelligen Angebots. 540 Ehrenamtliche in der Region seit 2019 geschult
Ein Großteil der Menschen mit Pflegebedarf lebt nicht in Pflegeeinrichtungen, sondern in den eigenen vier Wänden. Daher gewinnen wohnortnahe und alltagspraktische Unterstützungsangebote zunehmend an Bedeutung. Dazu gehört etwa die Nachbarschaftshilfe als unabhängige Form bürgerschaftlichen Engagements. Über deren Chancen und Potenziale tauschten sich Fachleute aus Kommunen und Altenhilfe sowie Nachbarschaftshelfende beim Tag der Nachbarschaftshilfe im Kunstmuseum Bochum aus, zu dem das Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr in Kooperation mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr eingeladen hatte.
„Viel passiert auf der informellen Ebene“, erklärt Leonie Röttger vom Regionalbüro. Einkaufen, Schach spielen, Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen – solche Aufgaben übernehmen häufig Menschen aus der Nachbarschaft und nicht der Pflegedienst. „Viele sind sich dabei gar nicht bewusst, was sie leisten“, erzählt Leonie Röttger. „Wenn man sie fragt, sagen viele: Betreuung würde ich das nicht nennen.“
Doch genau das ist es. Um ehrenamtlich Engagierte, die pflegebedürftige Menschen aus ihrem Umfeld unterstützen, für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu qualifizieren, bietet das Regionalbüro, das für die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Herne, den Ennepe-Ruhr-Kreis und den Kreis Recklinghausen zuständig ist, mit Partnerinnen und Partnern aus dem Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr seit 2019 den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ an wechselnden Orten in der Region an. Mittlerweile haben über 50 Kurse stattgefunden, 540 Personen wurden bislang geschult. Einige von ihnen trafen sich beim Tag der Nachbarschaftshilfe im Anschluss an Fachvorträge und Diskussion zum offenen Kaffeetrinken, mit dem sich das Regionalbüro bei allen Nachbarschaftshelfenden bedankte.
„Ich möchte einfach Gutes tun“, sagt Nachbarschaftshelferin Kathleen Wilbers aus Gelsenkirchen. „Meine Familie wohnt weit weg, deshalb kümmere ich mich um meine Nachbarn“, ergänzt Astrid Balzer aus Recklinghausen. In die gleiche Richtung zielen die Zitate, die auf großen Stellwänden den Tagungsraum säumen. „Was soll ich im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen, wenn ich auch meiner Nachbarin helfen kann“, ist dort unter anderem zu lesen. „Ältere Menschen lassen ungern fremde Menschen in ihre Wohnung. Da ist es gut, wenn ein bekanntes Gesicht unterstützen kann“, gibt eine andere Nachbarschaftshelferin zu bedenken. Auch wenn die Unterstützung ehrenamtlich erfolgt, besteht die Möglichkeit der Zahlung einer Aufwandsentschädigung. Diese kann über den monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro aus der Pflegeversicherung finanziert werden.
Weitere Informationen sowie die Termine der nächsten Kurse „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ auf der Homepage des Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz Ruhr: https://alter-pflege-demenz-nrw.de/regionalbueros/region-ruhr/