Koordinatorin Sarah Weber (l.), Bewohnerin Michaela und Wohnverbundsleiter Torsten Speer freuen sich über die neue intensiv-ambulante Wohngemeinschaft des Wohnverbunds Weitmar an der Matthäusstraße.

31.07.2024

Selbstbestimmt leben in Gemeinschaft

Wohnverbund Weitmar richtet intensiv-ambulante Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung ein. Gute Einbindung in den Stadtteil

Der Wohnverbund Weitmar der Diakonie Ruhr hat mit der intensiv-ambulanten Wohngemeinschaft Matthäus-WG ein neues Wohnangebot für Menschen mit geistiger Behinderung geschaffen. Es richtet sich an Menschen, die mehr Unterstützung benötigen als im ambulant betreuten Wohnen, aber keine durchgängige Betreuung wie in einem Wohnheim. „Auch für Menschen, die in einer eigenen Wohnung vereinsamen würden, oder als Zwischenschritt aus dem Wohnheim in ein selbständiges Leben in der eigenen Wohnung ist das Konzept ideal“, erklärt Wohnverbundsleiter Torsten Speer.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Matthäus-WG schließen jeweils einen eigenen Mietvertrag für eines der zehn Einzelzimmer in dem ehemaligen Pfarrhaus an der Matthäusstraße mit der örtlichen Kirchengemeinde ab, der unabhängig vom Betreuungsvertrag mit der Diakonie Ruhr Wohnen gilt. Die Zimmer können sie nach eigenem Geschmack einrichten. Auf jeder der beiden Etagen stehen den Nutzenden eine Küche mit Essbereich, ein großzügiger Gemeinschaftsraum und drei barrierefreie Badezimmer zur Verfügung. Im Keller gibt es zusätzlichen Stauraum sowie Anschlüsse für Waschmaschinen und Trockner. Dazu kommen ein Balkon, eine Terrasse sowie ein großer Garten. Da das Gebäude von einer Pflegewohngemeinschaft für Menschen mit Demenz genutzt wurde, bis diese im Herbst 2023 in den „Heimathafen“ nach Altenbochum gezogen ist, sind alle Räume barrierearm. Deshalb sind sie auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen hervorragend geeignet.

„Einfach wunderbar“, findet Michaela ihr neues Zuhause. „Die Betreuung ist nett und ich komme mit den Mitbewohnern gut klar.“ Ihr Zimmer hat die 53-Jährige mit Sofa, Bett, Schrank und Fernseher einfach, aber gemütlich eingerichtet und mit vielen Kuscheltieren und Puppen dekoriert. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner, die zum Start in die Matthäus-WG eingezogen sind, haben vorher in der eigenen Wohnung gelebt, doch es habe sich herausgestellt, dass sie mehr Betreuung benötigten, erklärt Koordinatorin Sarah Weber. Zwei lebten vorher bei ihren Eltern. Die Altersspanne liegt derzeit zwischen 27 und 62 Jahren. Grundsätzlich steht das Angebot allen Menschen aus der Zielgruppe offen, die mindestens 18 Jahre alt sind.

Jeden Tag stehen Mitarbeitende des Wohnverbunds Weitmar den Bewohnerinnen und Bewohnern der intensiv-ambulanten WG mit Teilhabeangeboten und Angeboten zur Alltagsbewältigung zur Seite. Morgens gibt es Unterstützung beim Start in den Tag, besonders für die berufstätigen Bewohnerinnen und Bewohner. Jeden Abend wird gemeinsam gekocht. Speiseplan und Einkaufsliste werden in regelmäßigen WG-Sitzungen besprochen. Dabei wird auch festgelegt, wer welche Aufgaben übernimmt. Eine Nachtwache gibt es nicht, die Bewohnerinnen und Bewohner der WG können sich aber gegebenenfalls an die Rufbereitschaft im Wohnheim Wasserstraße wenden. Eventuell benötigte Pflegeleistungen können bei Bedarf hinzugebucht werden.

Freizeitangebote sind ebenfalls geplant. Unter anderem will sich eine Gartengruppe um die Gestaltung des großzügigen Außengeländes kümmern und beispielsweise Hochbeete anlegen. „Wir haben aber festgestellt, dass wir gar nicht so viele Angebote brauchen wie wir dachten“, sagt Sarah Weber. „Die Bewohnerinnen und Bewohner können sich sehr gut selbst beschäftigen.“

Dazu trägt sicherlich auch die gute Einbindung der Wohngemeinschaft in den Stadtteil und die perfekte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bei: Die Straßenbahn hält praktisch vor der Tür. Da der Wohnverbund Weitmar seit über 25 Jahren mit dem Wohnheim Wasserstraße, dem Apartmenthaus und vielen ambulant betreuten Wohnungen für Menschen mit Behinderung zum Bochumer Stadtteil Weitmar gehört, ist er im Quartier bestens vernetzt. Mehr als 100 Menschen mit Behinderung nehmen die differenzierten Unterstützungsangebote in Anspruch. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt eigenständig in der eigenen Wohnung. Es gibt eine über viele Jahre gewachsene Zusammenarbeit mit dem örtlichen Einzelhandel, Gesundheitsdienstleistern wie Arztpraxen, Apotheken, Sanitätshäusern sowie Praxen für Physio- und Ergotherapie, Kirchengemeinde, Sportvereinen oder verschiedenen Gastronomiebetrieben. Davon profitieren auch die Menschen in der neuen Matthäus-WG.