Inklusion als Chance für Menschen und Unternehmen
Integrationsfachdienst und Agentur für Arbeit weisen zum Tag der Menschen mit Behinderung auf den Mehrwert für Betriebe und Fördermöglichkeiten hin
Durch eigene Arbeit zum Lebensunterhalt beizutragen, stärkt das Selbstwertgefühl und ist wichtig für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das gilt auch für Menschen mit einer Behinderung. Sie sind hochmotiviert und meistern ihre Aufgaben genauso gut wie andere Menschen.
Der Integrationsfachdienst (IFD) Bochum-Herne der Diakonie Ruhr, die Bochumer Agentur für Arbeit und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) möchten Barrieren überwinden und Arbeitgebende motivieren, mehr Menschen mit Behinderung einzustellen. Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember weisen sie auf die Chancen hin, die sich durch Inklusion für Unternehmen ergeben – gerade auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Arbeits- und Fachkräftemangels.
Da sind zum Beispiel Katharina Hoos, Mia Rosin und Fabian Zych. „Drei junge Menschen, die ihren Beitrag leisten, die arbeiten und eigenes Geld verdienen“, sagt Christopher Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. „Mitarbeitende, die ihrem Unternehmen einen Mehrwert bieten.“
Katharina Hoos, Jahrgang 2000, hat eine Schwerbehinderung mit einem Grad der Behinderung von 90. Seit Mai 2024 arbeitet sie mit einer halben Stelle in der Hauswirtschaft im Haus am Luthergarten der Diakonie Ruhr, zunächst im Rahmen einer dreimonatigen Probebeschäftigung, danach bekam sie einen auf zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrag. Die Agentur für Arbeit fördert das Beschäftigungsverhältnis für 24 Monate mit einem Eingliederungszuschuss für besonders betroffene schwerbehinderte Menschen. Den Einstieg schaffte Katharina Hoos durch eine Maßnahme zum gegenseitigen Kennenlernen ähnlich einem Praktikum, das Lena Schomberg vom IFD vermittelte, unterstützte und begleitete. Zuvor war die junge Frau, die im Juni 2023 ihre Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe in einem Inklusionshotel in Witten erfolgreich abgeschlossen hatte, mehrere Monate arbeitslos.
Im Haus am Luthergarten gefällt es Katharina Hoos sehr gut. „Ich fühle mich wie zuhause, ich habe nette Kollegen und eine nette Chefin“, sagt sie. Ihre Aufgaben, zu denen unter anderem die Begleitung des Frühstücks und das Bettenmachen gehören, erfüllen sie mit Freude. „Ich brauche die Arbeit, ich brauche meinen Anschluss.“
Auch Mia Rosin, Jahrgang 2004, schaffte den Einstieg über Praktika. Die junge Frau, die eine geistige Behinderung hat, hat bis zum Sommer 2024 die inklusive Matthias-Claudius-Schule besucht. Laut ärztlichem Gutachten sollte sie danach in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung wechseln. Doch das wollte Mia Rosin nicht. Fachberaterin Kathrin Bauernschmidt vom IFD, die sie seit 2019 im Rahmen des Programms KAoA-STAR (Kein Abschluss ohne Anschluss – Schule trifft Arbeitswelt) für Jugendliche mit Behinderung begleitet, schlug daher vor, zunächst eine Perspektive auf dem ersten Arbeitsmarkt zu suchen.
Da Mia Rosin bereits Praktika in der Küche des Matthias-Claudius-Hauses der Diakonie Ruhr absolviert und dabei gute Arbeit geleistet hatte, entstand die Idee, dass sie dort eine theoriereduzierte Ausbildung zur Fachpraktikerin Küche (Beiköchin) macht. Seit August 2024 ist sie nun als Auszubildende bei der Culina Ruhr, der Catering-Tochter der Diakonie Ruhr, beschäftigt und in der Küche des Pflegeheims in Wiemelhausen eingesetzt. Die Arbeit macht ihr großen Spaß und sie fühlt sich wohl. Sogar einen Eintopf hat sie schon selbst gekocht. Die Agentur für Arbeit fördert die Ausbildung über das Budget für Ausbildung.
Auch Fabian Zych, Jahrgang 2001, war vor einigen Jahren Klient des IFD im Programm KAoA-STAR. Der junge Mann ist Autist. Nach der Schule absolvierte er eine theoriereduzierte Ausbildung zum Fachpraktiker Küche bei einem christlichen Bildungsträger in Dortmund, die er im Sommer 2022 erfolgreich abschloss. Danach hatte er zwei befristete Arbeitsverhältnisse. Bei seinem aktuellen Arbeitgeber, der Culina Ruhr, stellte er sich selbständig vor. Seit August 2024 arbeitet er nun als Beikoch im Katharina-von-Bora-Haus am Bochumer Stadtpark. Die Agentur für Arbeit fördert das Arbeitsverhältnis mit einem Eingliederungszuschuss.
„Ich habe mich wunderbar angepasst und bin sehr zufrieden mit meinen Arbeitskollegen“, erzählt Fabian Zych. Die Arbeit macht ihm Spaß, wiederkehrende Aufgaben geben ihm Sicherheit. Was ihn besonders freut und ihm sehr wichtig ist: „Die Kollegen verhalten sich mir gegenüber wie einem normalen Arbeiter.“
Christopher Meier von der Agentur für Arbeit betont, dass Inklusion etwas Alltägliches werden muss. „Wir müssen lernen, Vorurteile abzubauen. Darüber hinaus haben wir alle eine gesellschaftliche Verantwortung. Menschen mit einer Behinderung können genauso produktiv sein wie Menschen ohne Behinderung und eine Bereicherung für das Unternehmen“, betont er. „Wer sich für die Einstellung entscheidet, den unterstützen wir. Beispielsweise Arbeitsplätze so auszustatten, dass die Arbeit trotz Behinderung problemlos erfüllt werden kann.“
Katharinas Mutter Erika Hoos lobt die gute Zusammenarbeit von Integrationsfachdienst und Agentur für Arbeit. „Das ist so wertvoll, denn es geht um die Menschen.“ IFD-Leiterin Martina Schuster betont: „Arbeitgebende stehen nicht alleine da, wenn sie Menschen mit Behinderung einstellen. Es gibt vielfältige Angebote zur Unterstützung und Beratung.“ Angefangen von Praktika zur beruflichen Orientierung bis hin zur Inklusionsbegleitung zur Arbeitsplatzsicherung: Auf den jeweiligen Personenkreis und seine Bedürfnisse abgestimmte Förderprogramme und Unterstützungsangebote helfen, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen und zu sichern. „Die gute Kooperation mit der Agentur für Arbeit hilft sehr bei einer erfolgreichen Vermittlung“, betont Martina Schuster. Dabei hebt sie insbesondere die Zusammenarbeit mit Stephanie Graul hervor, die sich als spezialisierte Vermittlungs- und Beratungsfachkraft bei der Agentur für Arbeit um Rehabilitanden und Menschen mit Behinderung kümmert.
„Als großer Träger mit einem vielfältigen Angebot ist es der Diakonie Ruhr ein wichtiges Anliegen, Inklusion in allen Facetten zu fördern“, erklärt Marita John, Geschäftsführerin für den Fachbereich Behindertenhilfe der Diakonie Ruhr. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass Menschen mit Behinderung in Einrichtungen der Diakonie-Ruhr-Familie ihr Können auch in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen beweisen und die Arbeit der Teams vor Ort bereichern.“
Der IFD steht allen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zur Seite, die Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen oder beschäftigen möchten. Er berät bei Neueinstellungen und bleibt auch nach Abschluss eines Arbeitsvertrages ansprechbar. Auch wenn es um die Klärung möglicher finanzieller Leistungen geht, informiert und berät der IFD Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Menschen mit Behinderung. Der IFD ist im Auftrag des LWL-Inklusionsamtes Arbeit tätig und wird aus Mitteln der Ausgleichsabgabe finanziert.
Ausführliche Informationen zu den Beratungsbereichen und Tätigkeitsschwerpunkten des Integrationsfachdiensts Bochum-Herne sowie den jeweiligen Ansprechpersonen:
www.diakonie-ruhr.de/integrationsfachdienst