Für die guten Momente – auch im Leben mit Demenz
Fachkräfte und Pflegeauszubildende der Diakonie Ruhr begleiten Seminar für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen auf Norderney
Sich den Wind um die Nase wehen lassen, aufs Meer blicken, zur Ruhe kommen und Kraft tanken – diese Möglichkeit nutzten an Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen bei einem ungewöhnlichen Seminar auf der Nordseeinsel Norderney. Begleitet wurde die 23-köpfige Gruppe von Laura Birkner, Ausbildungsbetreuerin im Elsa-Brändström-Haus, ihrer Kollegin Edith Nagel sowie drei Pflegeauszubildenden der Diakonie Ruhr, Yvonne-Lara Fernholz, Betti Elebracht und Marwan Almousa. Sie kümmerten sich während des Aufenthalts um die pflegerische Versorgung der Teilnehmenden und meisterten mit Geduld und Humor auch schwierige Betreuungssituationen.
„Das Leben mit Demenz ist nicht ,gut‘, aber es können immer noch gute Momente entstehen“, erklärt Pfarrer Martin Treichel vom Fachbereich „Frauen, Männer, Vielfalt“ im Institut für Kirche und Gesellschaft der Ev. Kirche von Westfalen die Idee hinter dem zehntägigen Seminarangebot. Bereits zum zweiten Mal nach 2018 hat er die Reise zum Haus am Weststrand organisiert, das dem Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten gehört. Musikalische Angebote und Ergotherapie gehörten zum Programm, dazu Ausflüge über die Insel und Nachmittage im Strandkorb. Die Angehörigen konnten sich bei Fachvorträgen fortbilden oder die Möglichkeit zu Gruppen- und Einzelgesprächen nutzen. So konnten alle Teilnehmenden Begegnungen mit anderen Menschen erleben und Regeneration, Erholung und neue Perspektiven erfahren.
Martin Treichel berichtet von Herrn St., einem gutaussehenden, gepflegten Mann in den 80ern. In jungen Jahren hat er im Kloster gelebt, war später Arzt, hat einen Doktortitel in Medizin und Soziologie. Große Reisen haben seine Frau und er gemacht, sind noch vor wenigen Jahren mit dem Rucksack durch Brasilien getourt. Heute hat Herr St. keine Erinnerungen mehr an die Reise nach Brasilien, auch nicht an die Mitarbeiterinnen in seiner Praxis. Er weiß nicht, dass er an der Nordsee ist und mit wem er gerade noch in der Weststrandbar ein Pils zum Sonnenuntergang getrunken hat. Doch abends in der großen Runde zum Tagesausklang singt kaum einer so kräftig mit wie er. Für seine Frau entstehen derweil Gelegenheiten für Strandspaziergänge und Gespräche mit anderen mitgereisten Angehörigen.
In Deutschland leiden 1,5 Millionen Menschen an Demenz, täglich kommen etwa 900 weitere dazu. Die Krankheit zerstört Nervenzellen und Zellverbindungen im Gehirn. Sie beginnt oft mit Gedächtnisstörungen, Konzentrationsproblemen und einem nachlassenden Orientierungssinn. Sie ist meist irreversibel und führt häufig zu völliger Pflegebedürftigkeit und Hilflosigkeit. Sie verändert das ganze Sein des Menschen und stellt das Leben Millionen Angehöriger vor riesige Herausforderungen. So wie das von Frau St., wenn für sie und ihren Mann die Inselzeit vorbei ist.
Für April 2024 planen die Diakonie Ruhr und das Institut für Kirche und Gesellschaft wieder ein solches Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Ziel soll erneut das Haus am Weststrand auf Norderney sein.
Um dieses Projekt und Angebote für Menschen mit Demenz in ihren Einrichtungen zu fördern, hat die Diakonie Ruhr ihr Jahresspendenthema unter das Motto „Leben mit Demenz“ gestellt. Tragen Sie mit Ihrer Spende auf das folgende Konto dazu bei, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen Raum zur Erholung, Kraft und neue Perspektiven gewinnen:
RuhrStifter – Die Stiftung der Diakonie Ruhr IBAN: DE10 3506 0190 2100 0240 23
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